Im Jänner 2022 startete das Projekt „Community Nurses“ in Judenburg. Es wird von der Europäischen Union gefördert und soll die Gesundheit der Bevölkerung der Stadtgemeinde Judenburg durch gemeinde- und bevölkerungsorientierte Pflege stärken. Insgesamt arbeiten vier Gesundheits- und Krankenpfleger*innen in der Ö-Nurse Praxis. Melanie Mesch ist seit August 2023 Teil des Teams und hat uns erzählt, was eine Community Nurse eigentlich genau macht.
Von Claudia Schröder
Was macht eine Community Nurse?
Wir sind zuständig für die Bevölkerung der Stadtgemeinde Judenburg. Unsere Aufgaben teilen sich in verschiedene Ebenen auf. Wir beschäftigen uns mit den Bedürfnissen und Problemen von Einzelpersonen, aber auch von ganzen Familien oder Gruppen wie in Schulen oder Betrieben. Auf Gemeinde-Ebene erheben wir, was gebraucht wird und wo es Möglichkeiten zur Verbesserung gibt. Zum Beispiel haben die Kolleg*innen einmal mit Personen, die in der Mobilität beeinträchtigt sind, einen Rundgang durch die Stadt gemacht. Im Anschluss wurde notiert, wo es schwer geht oder es vielleicht ein Loch in der Straße gibt. Das wurde an die Gemeinde weitergegeben, damit es im Plan für die nächsten Straßenarbeiten berücksichtigt wird.
Wer kann Community Nurse werden? Gibt es eine spezielle Ausbildung?
Momentan gibt es keine spezielle Ausbildung. Man muss diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger*in sein oder auch mit dem Bachelorabschluss ist es möglich. Und man muss mindestens zwei Jahre Berufserfahrung haben.
Wer kann sich an die Community Nurses wenden?
Generell alle. Wir kriegen sehr viele Anfragen vom Bürgerservice der Gemeinde. Wir arbeiten eng mit den Hausärzt*innen zusammen, die uns dann Klient*innen überweisen. Dasselbe gilt für den mobilen Dienst, die uns ebenfalls hinzuziehen. Viel passiert auch über Mundpropaganda, einmal gab es sogar eine Überweisung durch die Amts-Tierärztin.
Kommen die Klient*innen zu Ihnen oder machen Sie Hausbesuche?
Beides. Mehr genutzt wird der Hausbesuch. Es ist oft leichter, da sich gerade Leute, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, schwertun. Wir haben auch die Kooperation mit drei Hausärztinnen, dass wir immer an einem anderen Wochentag in der Ordination sind zur Pflegesprechstunde. Außerdem können Personen zur Sprechstunde zu uns in die Praxis kommen. Das geht nach telefonischer Vereinbarung.
Welche Vorteile bringt eine Community Nurse für die Gemeinde?
Es ist auf jeden Fall eine Niederschwelligkeit gegeben. Wir sind wie ein Bindeglied zwischen Gesundheit, Sozialem und der Pflege in der Gemeinde. Es gibt viele Gesundheitsdienstleister, die tolle Sachen anbieten. Aber der eine weiß nicht viel vom anderen. Die Vernetzung fehlt ein bisschen. Wenn Personen zu uns kommen, gibt es oft mehrere Anliegen und wir sind im Mittelpunkt und sehr gut vernetzt. Das heißt, wir können den Leuten sagen, wohin sie sich wenden können. Man spart sich so die vielen verschiedenen Anlaufstellen.
Das Projekt wird durch eine Förderung von der EU finanziert. Wie lange läuft die Finanzierung noch?
Bis Ende diesen Jahres.
Weiß man schon, wie es danach weitergehen wird?
Finanziell gesehen sind wir über das Pflegefondgesetz abgesichert, das ist beim Finanzausgleich beschlossen worden. Die Finanzierung ist da, das Wie ist mehr die Frage.
Inwiefern?
Es gibt im Land Steiermark eine Arbeitsgruppe, in der auch Community Nurses drinnen sind. Derzeit ist es in Österreich so, dass es in den einzelnen Projekten sehr unterschiedlich ist: die einen haben eine Trägerorganisation wie zum Beispiel Sozialverbände oder das Rote Kreuz, die dabei sind, die anderen sind über die Gemeinde direkt angestellt. Wir sind freiberuflich. Und das soll auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Hier ist die Frage, ob man das in ein bestehendes System hinzu gibt.
Braucht es mehr Personal? Soll sich das Team noch erweitern?
Wünschenswert wäre natürlich schon mehr Personal, weil man merkt, dass es das Angebot flächendeckend braucht. Durch die Projekt-Rahmenbedingungen sind wir an die Stadt Judenburg gebunden, etwa bei Hausbesuchen. Wenn jemand von außerhalb der Stadt anruft, beraten wir durchaus telefonisch und geben Kontakte weiter oder wir sagen, sie können zu uns in die Sprechstunde kommen und das ist auch kostenlos. Aber aufgrund des Projekt-Rahmens können wir keine Hausbesuche außerhalb von Judenburg Stadt machen. Obwohl wir sehen, dass der Bedarf eindeutig da wäre.
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