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Café miteinand in Leibnitz:
Mut als gemeinsamer Nenner

Im neuen Café miteinand in Leibnitz arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite. Gemeinsam mit der Bäckerei Sorger schuf die Lebenshilfe Leibnitz einen Ort, der Inklusion nicht nur ermöglicht, sondern auch lebt. Ein Gespräch über Mut, gesellschaftliche Verantwortung – und über echte Chancen.

von Katharina Robia

„Es gibt hier einen gemeinsamen Nenner: Mut. Mut beim Wirtschaftsbetrieb, der sich auf etwas Neues einlässt. Es braucht bei der Sozialorganisation selber den Mut und den Glauben, den Anforderungen der Wirtschaft gerecht zu werden. Und es braucht Mut bei den Menschen mit Behinderung, den Weg mitzugehen und sich zu trauen“, erzählt Ulrike Ablasser. Sie ist Geschäftsführerin der Lebenshilfe Leibnitz und treibende Kraft hinter dem Café miteinand, einem inklusiven Projekt in Zusammenarbeit mit der Bäckerei Sorger. „Die Idee kam, als ich hörte, dass hier ein Ärztezentrum einzieht. Und dass in Leibnitz eine gute Bäckerei gebraucht wird.“ Die war auch schnell gefunden: Die Bäckerei Sorger zeigte sofort Interesse. Paul Sorger-Domenigg, Geschäftsführer von Sorger, führt aus: „Es war Zufall, da wir die Region gerade im Auge hatten. Wir beschäftigen bereits Menschen mit Behinderung und fanden das Konzept spannend – um die Menschen einzuschulen, ihnen die Zeit zu geben, die sie brauchen und auch einmal jemanden fix in unser Team aufzunehmen.“ Gemeinsam wurden die Aufgaben geregelt: Das Café – Getränke, Mittagessen und Service – ist Sache der Lebenshilfe, die Bäckerei Sorger betreibt den Backshop und liefert Backwaren und Kaffee.

 

Arbeitsalltag auf Augenhöhe

„Viele Gäste merken gar nicht, dass sie bei der Lebenshilfe sind – sie glauben, sie sind bei der Bäckerei Sorger“, sagt Ablasser. „Das zeigt, wie gut das Konzept angenommen wird.“ Für Sorger-Domenigg war klar: „Markenwerte sind uns wichtig. Ulrike Ablasser hat das von Anfang an verstanden und noch verstärkt.“ Das Ziel des Projekts: Menschen mit Behinderung einen sanften Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Annalena Berdnik, eine der Mitarbeiter*innen, berichtet: „Am Anfang war ich nervös, aber die Trainings haben mir viel Sicherheit gegeben.“ Ihre Aufgaben umfassen Bestellungen aufnehmen, servieren, abräumen. Und das erledigt sie mit Können und Begeisterung. „Das Strahlen in den Gesichtern der Mitarbeiter*innen ist das Schönste“, schwärmt Ablasser. Auch die Gäste merken den Unterschied: Freundlichkeit und echte Gastfreundschaft seien spürbar.

 

Sichtbarkeit und Wertschätzung für alle

Das Café miteinand leistet einen wichtigen Beitrag, um Menschen mit Behinderung und ihre Fähigkeiten sichtbarer zu machen. Durch den offenen, selbstverständlichen Kontakt erleben die Gäste täglich, wie vielfältig Talente und Stärken sind. „Wir schaffen ein positives Bild: Menschen mit Behinderung zeigen hier, was sie können – nicht, was sie nicht können“, betont Ulrike Ablasser. Diese alltäglichen Erfahrungen bauen Berührungsängste ab und fördern eine Gesellschaft, in der Vielfalt als Bereicherung gesehen wird. 

 

Gesellschaftliche Verantwortung

Langfristig möchte Ulrike Ablasser das Projekt weiterentwickeln: „Wir wollen Praktika ermöglichen und Lehrlinge mit Teilqualifikation ausbilden.“ Auch Digital-Cafés für Senior*innen sind geplant. Und Paul Sorger-Domenigg? Der kann sich gut vorstellen, das Modell auszubauen: „Wenn es wirtschaftlich machbar ist, warum nicht? Als Unternehmer hat man eine gesellschaftliche Verantwortung.“ Er nimmt persönliche Erfahrungen mit: „Zu sehen, wie sich Menschen über eine echte Arbeits-Chance freuen – das ist berührend.“ Auch Annalena Berdnik hat wichtige Erfahrungen gesammelt: „Ich habe mehr Selbstbewusstsein. Auf Menschen zuzugehen, habe ich mich nie getraut. Das traue ich mir jetzt zu.“ Ihr Rat an andere Menschen mit Behinderung? „Nicht aufgeben und am Ball bleiben.“ Mut, Vertrauen und ein bisschen Geduld: Das Café miteinand zeigt, wie Inklusion im Alltag gelingt.

“Wir schaffen ein positives Bild: Menschen mit Behinderung zeigen hier, was sie können – nicht, was sie nicht können. Das Strahlen in den Gesichtern der Mitarbeiter*innen ist das Schönste.“

Ulrike Ablasser, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Leibnitz

Café miteinand

Am Kögel 1
8430 Leibnitz


Öffnungszeiten
Mo bis Fr: 8.00 – 18.00 Uhr
Sa: 8.00 – 13.00 Uhr
Sonn- & Feiertag geschlossen

Lebenshilfe Steiermark
Mariahilferplatz 5/1
8020 Graz